
Ich habe Sara kurz nach der Eröffnung ihres wunderbaren Cafés Miyuko kennengelernt und durfte mit meinen Japanspaziergang-Gästen über sieben Jahre lang Gast im Miyuko sein. Saras Leben ist ein farbiges, köstliches und kreatives Gesamtkunstwerk, bis in jedes zaubrige Detail. Und das alles lebt Sara mit ihrer total bescheidenen Art.
Es ist so inspirierend zu hören wie sie ihr Leben lebt und zwar genau so wie es ihr passt. Sie hat sich ihr Leben so eingerichtet, dass der Alltag Spass macht und das strahlt sie auch aus. Ich hoffe, dass du aus diesem Gespräch ganz viel für dich mitnehmen kannst. Viel Freude beim Eintauchen!
Sara ist ursprünglich gelernte Grafikerin und Illustratorin. Sie hat an der Kunstgewerbeschule ihre grosse Liebe für Japan entdeckt, die sie über Cosplay, Perücken, Mode-Accessoires und Gastronomie weiterentwickelt hat. Schliesslich hat sie gemerkt, dass sie ihr Hobby – bunte, delikate Torten zu backen – auch verkaufen kann und so entstand vor über 10 Jahren das wunderbare Café und Teehaus Miyuko, welches Sara mit ihrem Lebens- und Geschäftspartner Dominik gegründet hat.
Unter der Woche steht Sara in der Backstube, wo sie Kund*innen-Wünsche erfüllt und an Schokoladenkreationen herumtüftelt, am Wochenende steht sie als Gastgeberin im Miyuko.

«Ich bin sehr dankbar, dass ich einen Teil in der Woche ganz alleine in meinem eigenen kleinen Universum arbeiten darf, und den restlichen Teil der Woche mit unseren Gästen. Das ist für mich die perfekte Balance und fühlt sich gar nicht wie Arbeit an, wenn es so Spass macht», sagt Sara über ihre Arbeit.
Ich frage Sara: Wie gehst du mit deinem kreativen Geist und Hirn um? : )
«Die Gefahr besteht sicher, dass man sich überlädt mit irgendwelchen Abenteuern und Aufgaben», meint Sara. Das ständige Fokussieren und Priorisieren ist etwas, das sie in den letzten Jahren vermehrt gelernt hat und auch, dass weniger manchmal mehr ist.

Qualität lässt sich nicht nur an der Menge messen, wie viele Aufträge man hat oder wieviele Stunden gearbeitet wurden.
«Mit Corona haben wir gelernt, flexibler zu sein», Sara
Mit Jahresplänen und Budget‘s habe sie schon lange aufgehört, mein Sara. «Das ist verschwendete Zeit, weil es sowieso immer anders kommt. Dann regt man sich auf, dass es anders gekommen ist und das finde ich, ist gar nicht nötig».
«Wenn es anders kommt, dann macht man es halt anders, das ist nicht so schlimm», Sara
«Es ist ein Teil von meinem Naturell, dass ich sehr kurzfristig und spontan reagieren kann», erklärt Sara, aber die Gastronomie lerne einem das auch. «Es ist irgendwie auch schön, dass man sich auf das einlassen kann und nicht genau wissen muss, wie etwas rauskommt».
Wir sprechen darüber, wie die wundervolle Deko im Miyuko entsteht, wie zu viel Neues die Umgebung überfordern kann und wie spontan auch hier oft am besten funktioniert. Falls du gwundrig bist, wie es im Miyuko aussieht, mach unbedingt einen Besuch auf der Webseite und den Sozialen Kanälen von Miyuko und schau am allerbesten natürlich grad im Miyuko selbst vorbei, du kannst dich auf was freuen. : )
Wir kommen noch mal auf das Thema Jahresplanung ganz persönlich zu sprechen, doch Sara sagt: «Ich habe es in den letzten Jahren so justiert, dass es mega cool ist, so wie es ist. Es gibt nichts wo ich finde, „ah es ist mir uuwichtig, dass ich mehr das und das“, sondern dort bin ich wirklich die, die findet, was auch immer kommt, das wird super». So guet!!
Sara verrät im Gespräch tolle Neuigkeit: Das Miyuko zügelt am 5. Januar!
«Es ist der perfekte Zeitpunkt nach diesen 10 Jahren das Umfeld zu wechseln, es öffnet ganz neue Perspektiven», Sara
Der neue Standort des Miyuko wird im «Jungen Literaturlabor - JULL» an der Bärengasse 20 in Zürich sein, so lässig! Ich freue mich riesig.
«Nach fast 11 Jahren Mietvertragen haben wir alles ausgeschöpft, was irgendwie möglich ist und sind auch an Grenzen gestossen. Wenn man versucht kreativ zu arbeiten, hat man immer ein bisschen Angst vor dieser Alltagsblockade. Ich glaube diese Grenzen können wir jetzt aufheben, das ist mega cool. Wir sind auch genau das, was sie suchen für das Lokal, das ist besonders toll», erzählt Sara.
Sara und Dominik werden oft gefragt, wann sie einen zweiten Standort aufbauen, doch das ist kein Thema für sie. «We want to grow, but not to expand», wie sie kürzlich so schön auf Instagram geschrieben haben.

Sara weiss ganz genau, was sie will und was nicht. Sie hat sich ihr Leben so eingerichtet, dass sie den Alltag einfach geniessen kann. Wir sprechen darüber, wie es so gekommen ist. «Da war ein Moment bei mir, als wir das Café in Island schlossen, der Tod meines Vaters und als Dominik so krank wurde», da sei sie in einen Dialog mit ihrer eigenen Firma getreten und hat sich gefragt: «Was will eigentlich ich?» Die Antwort war klar: «Weisch was, wir machen das jetzt so, wie ich es will und zwar nur noch so. Wenn das nicht klappt, dann mache ich einfach etwas ganz anderes. Das ist der Moment, in dem man loslässt und merkt, dass ab dem Moment eigentlich alles wieder funktioniert. Es kommt zusammen wie es sein soll und wie es sich richtig für einem selber anfühlt».
«Bei grossen Krisen hilft es manchmal sich komplett von allem zu lösen», Sara
«Man ist so schnell Angestellte oder Sklavin der eigenen Firma und eigenen Projekte, wo man merkt, dass das nicht so ist, wie man es eigentlich gemeint hat. In erster Linie geht es darum, wie es mir geht und ich mich in meinem Leben und meinem Arbeitsalltag fühle», ergänzt Sara.
«Freiheit muss man (aus)halten können», Ronja
Ich glaube der allergrösste Feind von allen ist, sich darum zu kümmern, was andere denken. Wenn man das hinter sich lassen kann, ist das so befreiend.
Sara sagt dazu: «Es ist ein ständiger Prozess, der nicht abgeschlossen ist. Man lernt sich zu distanzieren, wenn man akzeptiert, dass man es sowieso nicht allen recht machen kann, das ist Punkt 1. Punkt 2 ist zu merken, dass es nicht wichtig ist».
«Ich muss manchmal das Nein lernen, um mich von Sachen abzugrenzen, bei denen ich merke, das bin nicht ich, um Raum zu haben für die Sachen, die ich bin», Sara
«Die Komfortzone zu verlassen ist nicht immer sehr angenehm, aber sicher das, was einem längerfristig weiterbringt», Sara
Sara sagt, dass sie entschieden hat nicht mehr zu wollen, sondern weniger, dafür mehr von dem was sie wirklich machen will. «Das widerspricht extrem dem, was ich als Gastrounternehmerin sein müsste. Man muss sich eingestehen können, will ich das? Mach ich das gerne? Fordert mich das heraus? Und dann auch wirklich sagen können, nein ich will nicht. Das ist nicht etwas Schlechtes, das ist einfach etwas anderes».

«Etwas ganz Wichtiges für mich ist die Freiheit, selber zu entscheiden, wann ich was mache und niemandem etwas erklären zu müssen», antwortet Sara auf die Frage, was ihr im Leben wichtig ist.
Der Genuss ist inklusive in allem was Sara und Dominik kochen, einkaufen, produzieren… Ich frage sie um ein paar Einblicke in ihr feinschmeckendes Leben und Sara antwortet in ein paar knackigen Zitaten. : )
«Die Auseinandersetzung mit dem Thema Lebensmittel bringt immer nur Qualitätsoptimierung mit sich», Sara
«Man will vom Einfachsten das Beste haben», Sara
«Wenn du weisst, woher der Tee oder der Kaffe kommt, hast du eine ganz andere Wertschätzung gegenüber dem Produkt. So kann das Aufgiessen des Kaffees am Morgen etwas Zeremonielles haben», Sara

«Die Ernährung hat einen Einfluss darauf wer wir sind, wie wir uns fühlen und wie es uns geht. Es ist eine Lebenspflege», Sara
«Es geht darum herauszufinden, was einem selber wichtig ist», Sara
Jaaaa! Immer und immer wieder kommen wir darauf zurück, denn das ist wirklich die Basis von einem erfüllten, freudvollen Leben.
Apropos herausfinden, was einem selber wichtig ist. Zu Saras Gesamtkunstwerk gehören natürlich ihre kreativen Tattoos und farbfrohen Frisuren. Über ihre Tattoos sagt Sara, dass sie sie am Körper trägt, weil sie sie selber sieht und Freude daran hat. «Sehr viele von äusserlich exponierten Menschen sind sehr introvertiert», fügt Sara an, als wir darüber sprechen, dass immer wieder Menschen meinen, es sei okay ihr in die Haare zu greifen oder einen Kommentar über die Tattoos zu machen.
«Auch wenn die Gesellschaft noch nicht da ist, wo wir sein wollen, wir sind doch schon einen langen Weg gegangen», Ronja
«Ich will mich in eine Umgebung begeben, wo es einfach schön ist», Sara
Saras Botschaft an die Welt:
«Manchmal ist es sehr überwältigend in einem negativen Sinn, wenn man alle Probleme auf der Welt sieht und auch jene Probleme, die die Menschen kreieren. Es überfährt einem so ein bisschen. Und du fragst dich, was kann ich als einzelne Person daran ändern. Ich finde man kann die Welt nicht ändern, aber man kann für sich sehr viel ändern. Wenn man sagt: «Ich schaue, dass es für mich mega lässig ist, wenn ich eine Firma führe, dann schaue ich, dass es meinen Angestellten gut geht, sofern das in meiner Kapazität und in meinen Möglichkeiten liegt; Ich schaue dass ich ein cooles Produkt einkaufe, von jemanden der mega Freude hat das zu machen und ich wiederum gebe seinem Dasein und seinen Produkten eine Wertschätzung und eine Daseinsberechtigung. Es ist wie eine kleine Bubble. Man ist da drin, man hat Gäste, die das toll finden, dass man das so macht, dass man diesen Bauern unterstützt. Die Bubble ist vielleicht klein, aber in sich bewirkt sie schon sehr viel, dass die, die da drin sind, mit dem schon sehr glücklich sind. Das finde ich etwas mega Wichtiges und auch etwas das ich mir selber immer wieder sagen muss».
Das Allerschönste ist, dass die Bubble nicht geschlossen ist. Das eine führt zum anderen. Das was du in deinem kleinen Universum machst, kann jemanden unendlich inspirieren und ein Leben verändern. Sara und alles was sie macht, steht wunderbar dafür, wie viel positiven Einfluss es haben kann einfach so zu sein wie man ist und wie man sein will. Danke vielmals für das inspirierende Gespräch!

Hier findest du Sara & das Miyuko:
Webseite: https://www.miyuko.ch/
Instagram: https://www.instagram.com/hellomiyuko/
Facebook: https://www.facebook.com/LesGourmandisesdeMiyuko
Youtube: https://www.youtube.com/channel/UClbRZHH19QgkjcsiYUeebYQ
Erwähnungen im Podcast:
Vom Einfachen das Beste, Franz Keller