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  • Laila Luisi spricht darüber, dass das Leben wie eine Leinwand ist

Laila ist gelernte Schriften- und Reklamengestalterin und betreibt heute ihr eigenes Atelier. Es macht enorm viel Freude zuzuhören, wenn Laila von ihrem Handwerk und ihrem Leben mit wunderschönem Garten und Pferde Spaziergängen erzählt. Ein Gesamtkunstwerk mit ganz viel Herz, ist mein «Titel» für Laila. Ich wünsche dir viel Spass beim Eintauchen in Lailas Welt!  

Laila lebt mit ihrer Familie im Emmental in einer alten Leinenweberei, wo sie auch ihr Schriftenmalerei-Atelier hat.

«Es ist ein wunderschöner Ort, der mir per se schon sehr viel Freude macht, weil ich alles unter einen Hut bringen konnte», Laila

Laila erzählt, dass sie «mal besser, mal schlechter» am gleichen Ort arbeitet, wie auch ihre Familie lebt, was ihr viel Freude bringt. «Da ich mit meinem Beruf und Tun so eins bin, ist die Abgrenzung und das Ausschalten des Kopfkarussell manchmal nicht so einfach. Streifzüge mit dem Kaffee, einem Glas Wein oder dem Feierabendbier durch den Garten versetzen mich als Ausgleich sofort in Staunen und Begeisterung, wenn ich sehe was da kriecht, fliegt und um die Wette blüht. So habe ich mir hier mein Paradiesli eingerichtet».

Ich durfte das Paradiesli schon einmal besuchen und es ist wirklich wunderwunderschön dort. An jeder Ecke könnte man tausend Fotos machen! : ) Es ist enorm inspirierend und ein bisschen, wie wenn man durch ein Wohnmagazin spaziert!

«Mein Leben ist wie eine Leinwand und überall entstehen Sachen, die ich speziell gerne habe», Laila

«Was mir am meisten Freude macht ist, wenn ich weiss oder sehe, dass alles step bei step entstanden ist», sagt Laila. Das Meiste ist aus Sachen kreiert worden, die sie am Strassenrand oder in Brockis gefunden hat. Wie ein Holz, das ein paar Jahre auf der Seite lag bis plötzlich der Moment da war, wo Laila etwas damit machte. So entstand zum Beispiel aus einem alten Bett ein Regal. «Es sind nicht Luxussachen, die es schön machen, oder Dinge, wofür viel Geld notwendig ist, sondern zur richtigen Zeit am richtigen Ort wieder etwas verändern».

Aufgrund der momentanen Situation (Frühling 2021) bietet Laila Lettering - Onlinekurse an, aber sie sagt, dass dies die Ausnahme bleiben soll.

«Das Schöne an Livekursen ist, dass man die Materialien riechen, sehen und anfassen kann», Laila

«Der Spruch «Arbeite so, wie wenn du kein Geld dafür bekommen würdest“ trifft bei mir sehr zu», Laila

Ich empfehle allen von Herzen Laila auf den Sozialen Medien zu folgen, weil alles, was sie tut einfach eine Bereicherung ist.

Wir sprechen über Lailas Beruf, die Schriftenmalerei. Schriftenmalerin ist ein alter Beruf der nun ein Revival erlebt - es hat nicht schon immer einen Computer gegeben, der Schriften macht. «Ich habe mich spezialisiert, dass ich alles von Hand mache und so wenig wie möglich mit dem Computer», sagt Laila.

Der Einfluss von Schriften in unserem Alltag ist riesig, wie viele von uns wählen z.B. einen Wein nach dem Etikett aus?

«Das Unterbewusstsein hat es gerne, wenn etwas ansprechend gestaltet ist», Laila

Laila hat ein paar Jahre in einem grossen Möbelhaus gearbeitet, wo Arrangement und Dekoration so gut sitzen, dass die Kundin oder der Betrachter dies auch grad haben möchte. Laila ergänzt: «Das Gesamtkunstwerk kann eine Weinflasche sein oder ein Päckli Tee oder eben dein Haus».

«Man muss eine Wertschätzung für die Sachen um einem herum haben», Laila

Im Buch «Joyful» von Ingrid Fetell Lee kommt eine Geschichte vor, wo eine Stadt mit hoher Strassenkriminalität öffentliche Gebäude farbig angemalt hat. Die Folge war, dass das Leben zurückkam und auch vermehrt TouristInnen die Gegend besuchten. Nur mit der Investition von «ein wenig Farbe»!

«Über die visuelle Wirkung kannst du ganz viel verändern. Das ist die positive Macht der Gestaltung», Ronja

Laila sagt, dass viele Leute die Wirkung einer aufgeräumten Gestaltung unterschätzen. «Zu einer gestreiften Hose ziehe ich kein kariertes Hemd an. Jedes für sich ist ein Kunstwerk, aber zusammen muss man wieder etwas anderes überlegen». Diese Überlegungen ziehen sich durch den Garten, durchs Kochen, durch Lailas Gestaltungen…

«Immer wieder etwas Cooles einbauen, etwas Ausgeflipptes und dann einen Gegenpol mit etwas Aufgeräumtem, Ruhigem geben - Aus dieser Spannung und dem Kontrast, gibt es am Schluss eine funktionierende Gesamterscheinung», Laila

«Das Auge will geführt werden», Laila  

Ich frage Laila, wie sie eine neue Arbeit angeht. Zuerst macht sie 4-5 Skizzen bis sie merkt, dass sie mit einer davon weiterfahren möchte. Diese skizziert Laila dann im grösseren Format noch einmal. «Im Kleinen vorbereiten und überlegen, was funktionieren könnte, das ist etwas sehr Wichtiges».

«Beim Kochen bin ich sehr tänzerisch unterwegs»
, Laila

Spontane Gäste bringen Laila nicht aus dem Konzept. «Ich bin so aufgewachsen, meine italienischen Wurzeln sind nicht ganz unschuldig». Laila erzählt, dass in ihrer Familie viel gekocht wurde und im Garten viele duftende Sachen zum Verarbeiten wuchsen: «Das wurde mir mitgeben und da bin ich sehr dankbar».

Wie machst du dir deinen schönen Tag?

«Ich brauche eine Balance zwischen Familie, Arbeit und Garten». Laila schaut nebenher noch zu einem Pferd. Manchmal weiss sie kaum, wie sie dies auch noch unter einen Hut bringen soll, aber wenn sie dann jeweils dort ist, lohnt es sich immer. «Das Abtauchen in die Natur, die saftig grünen Farben und auch wenn es regnet, den Duft einsaugen… Insta und alles ist so weit weg und ich finde einfach «Hey, that‘s the real life». Dort tanke ich ganz viele Gerüche, Energie, Stille oder den Gesang der Vögeli auf. Die Arbeit mit dem Pferd erdet mich wie kaum etwas, da sie so mir den Spiegel meines Tuns uns Seins vorhält. Du musst total im jetzt leben und mit Lob kommst du an dein Ziel.

Laila freut sich aber auch sehr darauf wieder vermehrt FreundInnen treffen zu können und an Konzerte zu gehen

«Die liebevolle Kocherei, die ich mache, braucht auch ihre Zeit. Das ist ein wesentlicher Teil meines Tages, der mir superwichtig ist», Laila

«Liebevoll, nachhaltig und seit über 30 Jahren fleischlos glücklich» sagt Laila und fügt hinzu: «Wenn ich damit auch meine FreundInnen und Familie happy koche ist das für mich ein riesiger Schatz an Zufriedenheit».

Ich muss Laila richtig ausfragen, um an ihre freudemachenden Geheimnisse zu gelangen, man merkt, wie fest Laila diese schlicht verinnerlicht hat und das ist einfach wunderschön!

«Die kleinen Sachen sind fast ein bisschen selbstverständlich», Laila

Es ist der Kaffee am Morgen, den Laila wenn es die Temperaturen erlauben draussen geniesst. Durch das grosse Schaufenster im Atelier die Umgebung beobachten. Am Mittag ein paar Schritte durch den Garten gehen und schauen, was gerade so kriecht und fliegt… «Das sind stille Momente, die mich mit Staunen erfüllen».

Laila braucht den Ausgleich auch, denn ihre Arbeit benötigt eine sehr ruhige Hand.

Früher, als die Kinder noch klein waren, seien die Rituale ähnlicher und regelmässiger gewesen, meint Laila. Heute endet der Tag oft im Garten, in der Küche, im Atelier, beim Pferd oder mit FreundInnen auf ein Bier. «Fernsehen stresst mich und reut mich meine kostbare Zeit. Social Media ist sicher nützlich, doch wie der Fernseher auch stressig. Dieser ständige Wandel WIE und WIE OFT man posten muss, um beachtet zu werden, finde ich befremdlich. Wichtiger ist es mir die reellen KundInnen mit dem Atem meines Pinselstriches face to face zu berühren und durch Mund zu Ohr Propaganda neue KundInnen gewinnen zu können».

«Es muss nichts Spezielles passieren, was ich mir erschaffen habe, ist für mich speziell genug», sagt Laila. «Mein Lebenselixier ist es dies (Garten, Kochen, im und ums Haus gestalten, FreundInnen, Natur mit dem Pferd, Schriftenmalerei…) immer wieder zu pflegen und zu hegen.

«Ich liebe das Gefühl, dass heute ein guter Tag war», Ronja

Laila sagt, dass sie sich ein Repertoir mit Dingen, die ihr gut tun, angesammelt hat, auf das sie auch zugreifen kann, wenn etwas einmal nicht so nach Plan gelaufen ist. Es ist wie die «100 Dinge, die mir Freude machen»-Liste, von der ich so gerne erzähle. Mit dieser Liste hast du immer eine wunderbare Auswahl an Dingen, die du machen kannst, wenn es dir nicht so gut geht und es tut sowieso gut jeden Tag ein paar Dinge davon einbauen!

Wusstest du schon immer, dass du diesen Beruf machen möchtest?

Laila erinnert sich, dass schon in der Schule ein Lehrer zu ihr gesagt hat: «Wenn du nur so gut rechnen könntest, wie du Blümchen zeichnen kannst…»

Laila machte eine Lehre zur «Schriften- und Reklamengestalterin», erzählt aber, dass diese schon in den 90er-Jahre nicht mehr so kreativ war, da der Computer bereits Einzug gehalten hatte. Auch körperlich sei es ein happiger Beruf gewesen, oft war man auf Baustellen unterwegs und im Atelier wurden giftige Dämpfe eingeatmet. Im Nachhinein ist Laila aber froh, dass sie die Lehre durchgezogen hat. Bei einer Reise nach Irland hat Laila gesehen, wie SchriftenmalerInnen dort arbeiten und hat sich gesagt: «DAS wollte ich eigentlich lernen!»

2003, als die Kinder klein waren und Laila nur noch 40% auswärts arbeitete, häuften sich die Anfragen. Da wagte Laila den Schritt in die Selbständigkeit. «Ich habe mir mit der Zeit das alte Handwerk mit viel Recherche und Kursen bei alten MeisterInnen selber angeeignet».

Heute bietet Laila Kurse an, meistens 2-Tages-Kurse, damit man so richtig ins Handwerk eintauchen kann.

Ich erinnere mich, dass ich als Kind einmal in einem Töpferatelier töpfern durfte und hässig wurde, weil es nicht sofort klappte. Der Töpfer meinte dann sehr freundlich: «Ich habe drei Jahre gelernt, dass es so einfach aussieht, jetzt musst du dir schon ein bisschen Zeit geben». Ich denke so viel an diesen Moment, wenn etwas nicht sofort funktioniert.

Laila meint, dass ihre KursteilnehmerInnen oft das gleiche Gefühl haben und am Anfang zu hohe Ansprüche an sich stellen. Laila besteht darauf, dass alle die Basis lernen, denn die sei einfach unglaublich wichtig. Wie beim Gitarre spielen lernen, wo man zuerst die Noten und einfache Akkorde lernt.

«Lerne die Regeln wie ein Meister bevor du sie brichst wie ein Künstler», dieser Spruch begleitet Lailas Kurse.

«Draussen in der Welt haben wir ein Museum der Gestaltung: Jede Etikette, jeder Tollendeckel,  überall sieht man Schriften und Kombinationen, jedes Schoggistängeli, ALLES. Da kann man lernen und schauen und beobachten», Laila  

Laila sagt lachend: «Fehler sind zwar schmerzhaft, aber weil sie im Endeffekt doch nützlich und lernreich sein können, mache ich eine ganze Menge davon». Die Geschichte mit der zerbrochenen Schieferplatte und der Botschaft, die sie nun verkörpert, musst du dir unbedingt in der Episode anhören.

Sara Blakley, der ich so gerne auf Social Media folge, sagt, probiere einfach aus: Wenn‘s glückt, dann ist es wunderbar und wenn‘s schief geht, dann hast du eine neue Geschichte zu erzählen! : )

Und in Lailas Video - Hintergrund steht der schöne Spruch:

«Farbe gehört zu unserem Sein, vielleicht hat jede seine Eigene», Le Corbusier

Lailas Botschaft an die Welt:

  • «Mehr Wertschätzung für das Handwerk, sowie grundsätzlich Wertschätzung gegenüber unseren Mitmenschen, Tieren, der kostbaren Umwelt uns selber und dem was man bereits besitzt».
  • «Mein Handyakku ist fast immer leer. Mein Tipp auch für andere: Diesen Zustand öfter zulassen, wenn die Situation es erlaubt. Es tut so gut sich mit dem inneren Auge auseinanderzusetzen und den äusseren Sehsinn ruhen zu lassen».

Ein wunderschön kreatives Gespräch mit Lailas Gesamtkunstwerk-Energie, so guet! DANKE tuusig du Zauberfrau!

Nachtrag: Für «be kind» habe ich eine mögliche Übersetzung gefunden, die «jemandem hold sein» lautet, schön! : )

Das Video zu unserer Konversation kannst du hier schauen:

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