
Gabi und ich sind schon seit Jahren befreundet und umso mehr freue ich mich, sie dir in meinem Podcast vorzustellen. Gabi ist Osteopathin und erzählt über die vielen Ebenen ihrer Arbeit, über ihre Atlantiküberquerung allein im Ruderboot und über all die Erkenntnisse, die sie bei der Arbeit sowie vor, während und nach der Reise gewonnen hat.
Mach dich bereit für einen stündigen Ausflug, der dich übers Meer und in dein Herz bringt. Füll deinen Rucksack mit viel Inspiration, tollen Geschichten und ganz konkreten Weisheiten. Viel Spass!
Wir starten wie immer mit meiner Lieblingsfrage: Was bringt dir Freude?
«Es macht mir Freude, das Leben jeden Tag neu zu entdecken und mich daran zu erinnern, dass es mega cool ist, in diesem Körper Erfahrungen sammeln zu dürfen», Gabi
Statt am Abend bereits an den nächsten Tag zu denken, geniesst Gabi es am Morgen ein paar Minuten im Bett liegen zu bleiben, bewusst in sich hineinzuhorchen und zu sagen: «Heute ist ein neuer Tag». Danach folgt ein festes Ritual; Kaffee selber machen. Bohnen malen, die Bialetti füllen, auf das brodelnde Geräusch hören… Wenn die Zeit dafür fehlt, sucht Gabi später im Tag bewusst den Ausgleich in etwas anderem, um dieses Ritual «nachzuholen».
«Was mich durch den Tag bringt, sind eine Reihe kleiner Sachen», sagt Gabi. Durch einen Laubhaufen wirbeln, mit Musik im Ohr wippend mit einem Smile durch die Strasse laufen, ein oder auch zwei, drei Schoggistängeli essen…
«Ich geniesse das Schoggistängeli und find‘s mega läss, das gönn ich mir», Gabi
Gabi fragt sich dabei auch immer mal wieder, fühlt es sich noch richtig an? Falls nicht, hört sie auch mal in der Hälfte auf, aber: «Manchmal brauche ich meine drei Schoggistängeli, punkt».
«Mit sich selber den ganzen Tag auf eine nette & freundliche Art im Gespräch sein, das finde ich so eine schöne Vorstellung», Ronja

Gabi sagt, dass es immer ein Anfühlen ist, nicht ein Denken, da dies bereits wieder von aussen kommt. Gabi arbeitet in ihrem Beruf mit ganz unterschiedlichen Menschen, die alle ein unterschiedliches Verhältnis zu ihrem Körper und ihrem Innern mitbringen, doch sie sagt: «Wir alle haben die Wahrnehmung, sie ist einfach unterschiedlich ausgeprägt und vielleicht durch Verletzungen hinter Mauern versteckt». Für Gabi ist es ein Bedürfnis neben die Menschen stehen zu können und ihnen anzubieten, gemeinsam 2, 3 Schritte zu gehen «Nur schon sagen «hey, ich bin da, wenn du magst», das gibt so viel Freude, so viele schöne Momente im beruflichen, wie auch im privaten Umfeld, das fliesst bei mir total ineinander».
Ich bin Gabis grösste Fänin und geniesse die Behandlungen jeweils sehr. Ein gemeinsamer Freund von uns sagt «ich gehe regelmässig zu Gabi in den Service». : ) Gabi ist es auch sehr wichtig, die Balance zwischen Beruf und Zeit für sich selber zu erhalten, was sich wiederum positiv in ihrer Arbeit spiegelt, denn Gabi (und auch ich wiederhole mich diesbezüglich immer wieder : )) sagt: «Man kann nicht anderen etwas Gutes tun, wenn man sich selber nicht "guet luegt"».
«Das Wohlergehen liegt jedem selber in den Händen», Gabi
Man kann lernen auf den eigenen Körper zu hören, sich z.B. bei Knieschmerzen fragen, ob es etwas gibt, was dich in die Knie zwingen will oder das dir Schlötterliknie bereitet. In Folge 31 erzählt Farah von ihren unglaublichen Rückenschmerzen und dass sie im Nachhinein gelesen hat, dass dies ein Zeichen des Körpers sein kann, der dich zum Hinsetzen zwingt, damit du mal durchschnaufen und richtig in dich hinschauen kannst. Ich finde das unglaublich faszinierend, was für Horizonte sich eröffnen, wenn man mit offenen Sinnen durch die Welt geht.
«Wenn etwas schiefläuft, ist es eine Einladung genau hinzuschauen. Wichtig ist, nicht fixiert zu bleiben und mit Abstand das Gesamtbild betrachten zu können», Gabi

Wir kommen auf Gabis grosse Reise von Dezember 2019 bis Ende Februar 2020 zu sprechen, bei der sie in 75 Tagen alleine mit einem Ruderboot ohne Motor über den Atlantik ruderte.
«Ich habe mich nicht einsam gefühlt, weil ich gemerkt habe, dass die Leute an mich denken. Die grösste Herausforderung war, niemanden physisch berühren zu können», sagt Gabi und fügt schmunzeln hinzu, «die beste Voraussetzung fürs 2020…».
Am 4. Tag der Reise, als es bereits dunkel war, flog Gabi mit vollem Schuss einen Vogel an den Hals und setzte sich nachher hinten auf das Boot, wo er ein paar Minuten blieb. Nach diesem wortwörtlichen Zusammenstoss kam der Vogel (eine Sturmschwalbe, die auf dem Wasser laufen kann) bis zum drittletzten Tag vor Ankunft jeden Tag 1-3 Mal vorbei. Hör dir unbedingt die Podcastfolge an, wo Gabi die ganze Geschichte über die Begleitung von Reginald und Betty, die später dazu kam, erzählt. : )
Neben den beiden Sturmschwalben hat Gabi auch Zwergwale getroffen, wobei sie lachend sagt: «Ich habe definitiv mehr Regenbögen als Delfine & Wale gesehen».

Als Gabi das erste Mal nach ihrer Rückkehr in den Bergen war und einer Quelle von ihrer Begegnung mit dem Meer erzählte, teilte ihr das Quellwasser mit, dass das zwar nett sei, sie dies aber selbstverständlich schon wüssten! So schöön!
«Das Wasser auf unserem Planeten ist ein Körper», Gabi
Unser Planet ist einfach uuunglaublich faszinierend, das muss ich hier kurz festhalten. : )
Ich frage Gabi nach ihren Reise-Highlights, was ihr wichtig ist, von der Überfahrt zu erzählen.
«Etwas,das schwierig ist im täglichen Leben umzusetzen, aber das man in kleinen Tranchen doch machen kann ist, ein Gefühl das aufkommt und das man wahrnimmt, ernst zu nehmen und genau hinzuschauen», antwortet Gabi.
Gabi hatte auf ihrer Reise keine Wahl kurz herauszugehen oder sich mit jemandem zu treffen, es gab keine Ablenkungsmöglichkeiten und so gab es Tage, wo ein Vorkommnis aus ihrem Leben, das sie lieber ignorieren wollte, mit so einer Penetranz immer wieder aufkam, dass Gabi gar keine Wahl blieb als hinzuschauen und alles auseinander zu nehmen: «Was ist mein Anteil, was ist nicht mein Anteil, nicht mein Anteil zurückgeben und sich fragen wo die Wurzel des Schmerzes meines Anteils ist. Warum habe ich dort so reagiert, was ist wirklich das Eingemachte, sich auf das einlassen und es durchkauen, bis du es über Bord werfen kannst. Dies sollte man nicht verwechseln mit ignorieren, dass etwas passiert ist. Schlechte Sachen passieren, unangenehme Ereignisse passieren, das ändert man nicht, aber man ändert, wie man darauf reagiert, wie man es anschaut und was es bei einem auslöst».
«Je weniger man im Rucksack hat, desto weniger tut es an den Schultern weh, desto weniger sitzt es einem im Nacken und desto leichter wird das Leben», Gabi
«Ich bin nicht eine komplett neue Person, ich habe einfach eine gewisse Leichtigkeit dazugewonnen», Gabi
Gabi erzählt, dass sie an einem ruhigen Tag, an dem kein starker Wind ging und die Wellen nicht hoch waren, sich vorstellte, dass sie an der italienischen Küste entlang rudert. Dazu hörte sie italienische Lieder zum Mitsingen und nahm sich vor am Ende der Playlist eine Pause zu machen und ein Gelato zu essen. «Wegen den Wellen habe ich halt grad das Land nicht gesehen». : ) Gabi sagt, dass ihr solche Gedankenspiele sehr geholfen haben.
«Man kann sich mit Musik aus einem Kontext reissen und irgendwo anders platzieren, wo es mega lässig ist», Gabi

«Behandle die anderen so, wie du gerne behandelt werden willst, erwarte aber nicht, dass es genauso zurückkommt, die anderen Person hat auch ihren Rucksack und ihre Verhaltensmuster», Gabi
«Wenn jemand mir negativ gegenübertritt oder ein negatives Gefühl an mir auslässt, dann merke ich ganz klar: Das hat überhaupt nichts mit mir zu tun, sondern die benutzen mich als Leinwand um einfach zu projizieren und es herauszulassen. Dann kann ich entscheiden, ob ich das aufnehmen will und reagieren, oder sagen «das kommt genau bis hierhin, aber es ist nicht meins, ich geben es wieder zurück». Man kann es auch mit Liebe zurückgeben», sagt Gabi. «So durch das Leben zu gehen, macht einfach Freude».
Gabi erzählt, dass sie manchmal unterwegs dachte, dass es ja logisch sei, dass sie keinen guten Wind bekommt, weil sie einfach nicht gut genug sei. Diese Gedanken steuerte sie dann in eine andere Richtung: «Die Wellen kommen genauso wie sie müssen, weil ich eine Herausforderung brauche».
«Wenn die Richtung stimmt, dann ist das Bauchgefühl gut, wenn nicht, kann man sich neu ausrichten», Gabi
«Das Ruderabenteuer ist wie das Leben in komprimierter Form», Gabi
Gabi sagt, dass sie ihr Abenteuer viel gelernt hat, z.B. dass man die nächste Welle nehmen soll, wie sie kommt, denn die sieht man im Gegensatz zur Übernächsten. «Ich kann mich nur mit der Welle, die vor mir steht, befassen und probieren das Maximum daraus heraus zu generieren. Wenn ich präsent bin im Moment und die Welle genau dann ergreife, dann kann ich sozusagen die Welle nutzen und es schiebt mich extrem weiter, weil ich darauf surfe. Wenn ich mich bereits auf die nächste konzentriere, dann wackelt das Boot in der Weltgeschichte herum und ich bleibe am gleichen Ort stehen. Im Moment sein ist heute viel erfüllender für mich», sagt Gabi. Planen und mit allem Möglichen rechnen ist wichtig, aber genauso wichtig ist es zu wissen, dass es wahrscheinlich ganz anders kommt. Aus den möglichen Reaktionen, die man sich vorher überlegt hat, kann man sich dann aber ein Tool für die Situation, die entstanden ist, bauen. «Das finde ich das Schöne, das ich von dieser Atlantiküberquerung mitgenommen habe».
«Das Ziel vor Augen haben und jeden Moment geniessen», Ronja
Gabi erzählt von der Herausforderung, als sie merkte, dass einige Leute nicht mehr an sie glaubten, nachdem sie ein rechtes Stück vom Weg abgedriftet war und merkte: «Du bist alleine hier draussen, nur du kannst etwas machen und du lässt dich nicht beeindrucken von Leuten, die sich selber im Weg stehen, weil sie kein Vertrauen haben, dass du es kannst, weil siesindnie auf deinem Boot gewesen sind. Sie haben keine Ahnung wie sich dein Boot verhält und sie können nicht mit den Emotionen umgehen». Gabi sagt, dass sie ihre Emotionen immer sofort herausgelassen hat und dass das so wichtig ist für alle Menschen in jeder Situation.
«Schluck nichts herunter, das gibt Magengeschwüre», Gabi
Wir finden beide, dass es so schade ist, in unseren Breitengraden nicht einfach mal laut herausschreien zu können. Gabi verrät mir ihren Trick, nämlich den Kopf ins Wasser in der Badewanne zu halten und dort hineinschreien. «Es macht Raum für das Ruhige und für die gute Energie».
«Im Nonverbalen ist so viel drin verpackt, das beim Anderen vielleicht genau auf den wunden Punkt trifft», Gabi

Ich frage Gabi, was ihr Schlussbotschaft an die Welt ist.
«Seid aufmerksam, seid präsent, schaut genau hin und seid ganz lieb mit euch selber und eurer Umwelt».
Diese Worte runden eine weitere Stunde an wunderbaren Gesprächen ab, danke vielmals, liebe Gabi!

Das Video zu unserer Konversation kannst du hier schauen:
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