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  • Michaela Schönauer inspiriert, um auf das Bauchgefühl zu hören und den Ärger rauszulassen

Im Gespräch mit Michaela sprechen wir über die Tücken und Freuden des Selbständigseins, über den Umgang mit Ärger und den Wunsch nach Perfektion und über wie wichtig es ist, auf das eigene Bauchgefühl zu hören und zu vertrauen. Es geht um «Wie du dir jeden Tag gut schauen kannst und ungute Gefühle nicht in dir aufstaust». Tauch ein und fang nachher am besten sofort mit Umsetzen an. : )

Michaela Schönauer, gelernte Gastronomiefachassistentin, ist 36 und lebt mit ihrem Mann und den zwei Kindern in Wynigen im Emmental. 2014 begann sie selbständig zu arbeiten – angefangen mit Häkeln ging es über Koffermarkt und verschiedene Plattformen schliesslich zum eigenen Online-Shop, wo Michaela heute eigene Produkte, aber auch Häkel-Zubehör wie Sicherheitsaugen, spezielle Nadeln und vieles mehr verkauft. Was Michaela auf ihrem Weg immer begleitet und jede Entscheidung mitgetragen hat war und ist ihr Bauchgefühl.

Michaela ergänzt, dass das Drumherum passen und es vom Gefühl her stimmen muss.

Wir sprechen über Situationen, die in einer Sackgasse landen oder in der man nicht mehr weiter weiss. «Es braucht Mut aus der Komfortzone rauszukommen», sagt Michaela und dass man auch einfach mal Stopp sagen kann und es dann anders macht. Oder auch ganz aufhören.

«Aufzuhören heisst nicht, nicht ehrgeizig zu sein», Michaela

Ich bin überzeugt, dass wir keine Burnouts oder Krisen brauchen um Stopp sagen (oder rufen) zu können, wenn wir lernen uns wieder auf unser Bauchgefühl zu verlassen.

Michaela erzählt von einer Situation, die sie mit der Erstellung ihrer Webseite erlebt hat, als sie mitten im Projekt steckend merkte, dass es mit der Person, die das Projekt begleitete, einfach nicht mehr geht. Sie entschied sich für die Flucht nach vorne und beendete die Zusammenarbeit. Auch wenn es damals nicht einfach war, ist Michaela rückblickend überzeugt, dass sie sich wieder so entscheiden würde. «Ich habe mega viel daraus gelernt und bin gestärkt rausgekommen».

Rückblickend so offen auf eine schwierige Zeit zurückschauen zu können ist sehr hilfreich und plötzlich kann man – wenn es grad nicht so rund lauft - sich sogar vorausblickend fragen, was das soll und was für eine Botschaft wohl dahintersteckt.

Michaela sagt, dass man sich oft in der immergleichen Spirale mit den gleichen Verhaltensmustern befindet und es wichtig ist einfach mal einen Schritt heraus zu machen. Sich dieser Spiralen zuerst einmal bewusst werden ist ein guter Anfang.

Wir sprechen auch darüber, wie wichtig es ist, Ärger rauslassen zu können. Das ist etwas das uns oft schon im Kindesalter abhanden kommt. Den Kindern sagt man zwar «erzähl was los ist und dann finden wir gemeinsam eine Lösung», später als Erwachsene schlucken wir den Ärger aber meist runter oder lassen ihn an anderen Menschen aus.

«Es ist eine positive Welle, wenn du dir selber gut schaust, hast du die Kapazität auch nett zu anderen zu sein», Ronja

Ich frage Michaela, wie sie sich selber Sorge trägt.

Michaela sagt, dass sie sich zwar sehr gut spürt, aber noch am Lernen ist, das «gut zu sich schauen» bei sich selber einzufordern und auch mal eine Pause zu machen. «Ich brauche das total, ab und zu wieder auf 0 zu stellen». Da Michaela zu Hause arbeitet ist regelmässiges Rausgehen und Abstand nehmen ein wichtiger Punkt. Sich auch das Multitasking abzugewöhnen ist ein Thema, den Staubsauger auch einfach mal in der Ecke stehen lassen, Ämtli zu delegieren und sich damit abzufinden, dass es nicht perfekt sein muss.

«Es gut und lustig zusammen zu haben ist wichtiger, als dass es perfekt ist», Ronja

Das Schwierigste für sich selber und für das Umfeld ist, wenn man hässig ist und nicht weiss warum. Es lässt sich trainieren, herauszufinden, was das Problem ist und auch was man in dem Moment braucht. Ich mache oft ein Mittagsschlaf, das tankt meine Batterien auf und ich bin danach viel frischer, alles geht einfacher und ich habe gute Ideen. Am Anfang muss man sich eingestehen, dass es die Möglichkeit überhaupt gibt, sich zu fragen, was man braucht und wie dieses Bedürfnis umgesetzt werden kann. Wenn es nicht gerade einen Urlaub in der Karibik ist, lässt sich vieles umsetzen, wie sich kurz hinlegen, eine Pause machen und einen Tee trinken oder sich die Beine zu vertreten. Sich diese Pausen in Situationen in denen man gestresst oder verärgert ist zu gestatten fördert die Produktivität und sorgt für gute Gefühle.

«Je besser du dich kennst, desto besser kannst du dir selber gut zureden», Ronja

Michaela ergänzt, dass es – gerade, wenn man selbständig ist – manchmal auch Tage gibt, an denen nicht alles auf Knopfdruck funktioniert und man nicht immer dann von der Muse geküsst wird, wenn man gerade Zeit zum Umsetzen hätte. Akzeptieren, dass es in Ordnung ist etwas auch mal stehen zu lassen und es erst 2, 3 Tage später, wenn die gute Idee doch noch gekommen ist, wieder aufzunehmen, das ist sehr hilfreich.

Für Michaela ist es auch wichtig, in hitzigen Phasen einen Schritt nach dem anderen zu tun und sich nicht zu verzetteln. Auch mal in der Familie oder bei FreundInnen nach Rat zu fragen hilft, eine andere Sichtweise zu bekommen und oft wird dabei sichtbar, dass etwas doch nicht so schlimm ist, wie es im ersten Moment wirkt.

«Oft fehlt uns das Ventil Ärger rauszulassen», Michaela 

Für mich ist Fluchen wahnsinnig befreiend und auch einfach mal aufzuschreiben, was alles mühsam und ärgerlich ist.

Michaela macht regelmässig mit einer Freundin zum Laufen ab, um den Kopf durchzulüften. Auch wenn ihr dadurch gefühlt wertvolle Arbeitszeit fehlt, ist es eine gute Investition, weil der Kopf danach leer und bereit für Neues ist. Zudem findet Michaela, dass sie – wenn es nicht abgemacht wäre – es alleine wahrscheinlich nicht durchziehen würde.

Es ist schon lustig, oder eher traurig, wie wir Abmachungen mit anderen Menschen selbstverständlich einhalten und bei Abmachungen mit uns selber so unzuverlässig sind. Michaela erinnert sich an die 5-Second-Rule von Mel Robbins, bei der es darum geht innerlich 5 – 4 – 3 – 2 – 1 herunter zu zählen und sich dann physisch zu bewegen. So wird das Gehirn ausgetrickst, das tausend Gründe kennt, wieso es bequemer oder besser ist das Gewollte nicht umzusetzen. Dabei nehmen wir oft bereits die erste Ausrede, die uns in den Sinn kommt als Grund, auch wenn wir das bei jemand anderem nie durchgehen lassen würden. Z.B. «Aber ich bin doch noch ein bisschen müde und auf dem Sofa ist es grad so schön…» Kännsch? ; )

Was macht Michaela sonst noch, um ihr Energietassli aufzufüllen?

«Einmal im Monat in die Massage, wenn etwas klemmt auch öfters». Ich frage Michaela, wie es dazu gekommen ist. Sie erzählt, dass sie anfänglich im Job stets Kopfweh hatte und immer angespannt war. Obwohl Michaela damals anfing in die Massage zu gehen, wurde es schlimmer, da sie nichts an ihrer Haltung oder Anspannung änderte. Die drei Wochen Wartezeit, die sie schlussendlich aushalten musste, bis sie einen Termin bekam, um die Schmerzen zu behandeln, führten dazu, dass Michaela sich schwor so eine Leidenszeit nie mehr zu erleben. «Ab jetzt läuft das vorbeugend, damit es gar nicht mehr so weit kommt!»

Michaela geniesst bewusstes Abmachen und gemeinsames Essen gehen. Oft merkt man im Gespräch mit anderen auch, dass es ihnen genau gleich geht.

Wir kommen auf das Thema Perfektionismus zu sprechen. Gerade in kreativen Jobs ist der Perfektionismus eine grosse Falle, denn es geht immer noch mehr. Man ist nie fertig und drum ist es sehr wichtig auch einfach mal sagen zu können, jetzt ist es gut so wie es ist und den Moment zu geniessen.

«Es miteinander lustig, Freude und gute Gespräche haben, kann man auch, wenn der Fussboden dreckig ist», Ronja

Mir kommt Byron Katies Buch «Lieben was ist» in den Sinn. Byron Katie sagt, dass ihre Depression aus dem «kleinem» Ärger entstanden ist, dass ihre Kinder nie die Socken aufgeräumt haben. Ich finde ihr Buch eine mega Inspiration, die einen sehr weiter bringt, weil es darauf herausläuft, dass man keine Erwartungen an andere Menschen haben kann.

Michaela hört auch oft während monotonen Arbeiten inspirierende Podcast, oder auch einfach mal was Lustiges zur Auflockerung. «Das macht viel mehr Sinn, als die Zeit auf Instagram oder Facebook zu verbringen».

Ich habe früher wahnsinnig viel gelesen, aber heute höre ich fast nur noch Hörbücher. Das ist Inspiration im Ohr.

Michaela erzählt, dass sie jeden Abend 1, 2 Kapitel liest, was ihr hilft den Kopf herunterzufahren. «Merken wie man müde wird, einen Punkt um das Buchzeichen reinzutun suchen, das Licht löschen und schlafen». Herrlich. Das Handy bleibt auf dem Küchentisch.

«Man profitiert permanent von Gewohnheiten, die einem gut tun und nicht verhandelbar sind», Ronja

Zum Schluss kommen wir auf Michaelas Projekt «Oktopus für Frühchen» zu sprechen, welches sie 2017 gestartet hat. Beim wohltätigen Projekt geht es darum, dass jedes frühgeborene Kind im Spital einen selbstgehäkelten Oktopus bekommt. Das Projekt ist in Dänemark entstanden, wo eine Mutter einen Oktopus für ihren Sohn gehäkelt hat und merkte, dass er sich am Oktopus festhält, anstatt an den Sonden und Geräten zu reissen. Da der Greifreflex sehr stark ist, halten sich die Babys an den Tentakeln fest, welche an die Nabelschnur erinnern und ein Farbtupfer in den technischen Brutkästen sind. Mit ihrem Verein «Oktopus für Frühchen» fungiert Michaela als Sammelstelle, wo die Oktopusse kontrolliert und an die Spitäler verschickt werden. Auf der Webseite kann man sich als MithäklerIn melden und es gibt auch eine Facebook-Gruppe wo man Unterstützung beim Häkeln findet.

In diesem Projekt, wo klare Sicherheitsanforderungen eingehalten werden müssen, kommt Michaelas Perfektionismus zu tragen und so schliesst sich der Kreis wunderbar.

«Wenn man seine eigene Persönlichkeit immer besser kennen lernt, ist das Leben ein Tanz, man kann sich entwickeln und frohen Mutes das Leben geniessen», Ronja

Michaela sagt, dass man sich von allem das Beste rausnehmen soll und ich ergänze, dass man dies dann als Superkräfte anerkennen und feiern soll! : )

Eine Aufgabe zum Schluss: Aufschreiben, was man in den letzten Wochen oder Monaten alles geleistet hat. Oft nimmt man das gar nicht mehr wahr und es dann aufgeschrieben zu sehen, tut der Seele gut, es ist wertschätzend und anerkennend.

Das Video zu unserer Konversation kannst du hier schauen:

Du findest Michaela hier: 

Webseite: www.heartdeco.ch
Instagram: www.instagram.com/heartdeco.ch/
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Pinterest: www.pinterest.ch/HeArtDeco/

Oktopus für Frühchen: oktopusfuerfruehchen.ch

Ressourcen und Menschen von denen wir gesprochen haben:

Mel Robbins, The-5-Second-Rule
melrobbins.com/the-5-second-rule/

Byron Katie: «Lieben was ist. Wie vier Fragen Ihr Leben verändern können»

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