Im Sommer könnte man als TouristIn jeden Tag irgendwo ein Feuerwerk bestaunen. Wer denkt, dass in einer kleinen Stadt auch ein kleines Spektakel geboten wird, liegt ganz falsch.
Feuerwerk ist eines meiner japanischen Lieblingswörter: Es ist aus Hana =花=Blume und hi=火=Feuer zusammengesetzt: Blumenfeuer, so schön!
In meinem einzigen Japansommer in Takatsuki sind wir mit zwei Liegestühlen losgezogen, um auf dem breiten Flussufer, neben dem Deich der gegen Hochwasser schützt, uns einen Platz mit bester Aussicht zu sichern. Hirakata, die Stadt auf der anderen Flussseite hat ein Feuerwerk angesagt. Die Stimmung ist gemütlich. Alle sichern sich ihre Plätze mit Stühlen oder den grossen Plastikplanen, wie beim Hanami, dem Kirschblütenfest. Die Menschenmassen auf der Wiese sehen schön aufgereiht aus, wie ein Openairpublikum, das auf den Filmstart wartet.
Wie aus dem Nichts erscheinen dazu unzählige Marktstände mit Takoyaki, Okonomiyaki, Yakisoba – gebratene Nudeln, Toriyaki – gebratene Hühnchenspiesse im Angebot. Überall dampft es von den Teppanplatten und es riecht fantastisch. So ein Volksfest heisst Matsuri. Japaner und Japanerinnen lieben Matsuris. Viele junge Leute kleiden sich traditionell in Sommeryukatas. Mit knalligen Regenbogenfarben sind die Kimonos modern interpretiert. Männer und Frauen tragen Gettas, die traditionellen Holzschuhe. Es herrscht ein reges Treiben, trotzdem wird nirgends gedrängelt. Das macht Menschenmassen in Japan zu einem angenehmen Erlebnis.
Dafür ist die Sommerhitze nicht so angenehm. Wer im Sommer nach Japan reist, muss sich darauf einstellen, dass es sich konstant so anfühlt wie im Dampfbad. Ausser im Bus, im Einkaufszentrum oder im Restaurant, da ist's so runtergekühlt, dass man einen Pulli mitnehmen muss. Die Belohnung, dass man die schwüle Hitze auf sich nimmt, sind ganz klar die Feuerwerkshows.
Das Feuerwerk dauert mindestens eine Stunde. Die Lichtershow übersteigt alle Erwartungen, denn der üppige Abschluss eines Seenachtsfestes der Schweiz ist etwa so mächtig, wie das Auftaktsbouquet in Japan. Jede Stadt will etwas richtig Umwerfendes zeigen, darum kann man auf einer Sommerjapanreise darauf vertrauen, dass irgendwo in der Nähe sicher ein Feuerwerk stattfindet.
Hanabi ist in Japan das ganze Jahr im Supermarkt erhältlich und ein Kindervergnügen, das an der Kasse erbettelt wird, wie bei uns die Kaugummis. Sind wir bei unseren Verwandten im Süden Japans zu Besuch, ob Frühling oder Herbst, die Kinder können mindestens einmal ein paar Packungen gemischte Kinderhanabis verzeuseln.
Der wahre Star für mich persönlich ist dabei ein ganz kleines, unscheinbares, bei uns leider nicht erhältliches Feuerwerk. Es heisst «Senkohanabi» (senko=kurzlebig, wie ein Strohfeuer) - kurzlebige Feuerblume. Einmal angezündet entsteht ein Tropfen, wie flüssiges Lava, aus dem es kleine Funken regnet.
Für die Kinder ist es eine Herausforderung, dass dieser «Lavatropfen» nicht runterfällt, bevor die Funken zu sprühen beginnen. Ohne Knall und für kurze Zeit erfreut es einem mit seinen Feuerblumen.
Video für Senkohanabi mit Sommerhintergrundgeräuschen:
Die Anleitung, um sich selber Senkohanabi zu bauen. Ein Feuerwerksliebhaber hat das «Rezept» dazu veröffentlicht.