& wie du auch als VegetarierIn mitessen kannst.

Als meine Gastmutter 2001 an einem kalten Frühlingsabend meinte: «Wir gehen heute Yakiniku essen.», habe ich versucht mir einen Grill draussen in der Kälte vorzustellen. Ich fragte: « BBQ, jetzt um diese Jahreszeit?» Etwas Anderes konnte ich mir unter diesem Yakiniku nicht vorstellen, denn Yaki heisst braten, niku heisst Fleisch.

Mein Gastbruder und seine Frau lachten mich aus: «Nein, wir grillieren im Restaurant. Lass dich überraschen!»

Die Überraschung war gross und sehr positiv, schon als wir das Lokal betraten. Um unzählige kleine Lagerfeuer sassen Familien und Gruppen auf dem Boden. Es sieht auf den ersten Blick danach aus, als ob alle im Schneidersitz dasitzen. Es hat jedoch rund um den Grill einen Hohlraum, so dass man sich bequem hinsetzen kann, wie auf eine Bank. Wie üblich in japanischen Restaurants ist auch hier Barfuss- oder Sockenzone. Die Schuhe zieht man unterhalb der Stufe aus und ist auf dem Podest ohne diese unterwegs. 

À pro-pos Sockenzone: Für Japanreisen empfehle ich allen, saubere, zusammenpassende Socken ohne Löcher mitzunehmen. Denn man zieht überall mehrmals täglich die Schuhe aus. JapanerInnen finden das total amüsant, dass das überhaupt zu erwähnen ist. 

​Zurück zum Grill: Die spezielle, teure sumi-Kohle aus Eichenholz im Grill, verteilt die Hitze schön gleichmässig. Ein Gasbrenner dient zur schnellen Einfeuerung. Die Speisen werden direkt auf das engmaschige Drahtgitter über die Glut gelegt. Als ersten Gang bestellen die Japaner oft und gerne Zunge. Dein erster Gedanke war eher negativ? Meiner auch. Dann habe ich festgestellt, dass ich schon monatelang Zunge (shita) esse. Zwar ohne es zu wissen, aber hauchdünn geschnitten, kurz über dem heissen Grill gewendet und danach mit Zitronensaft beträufelt und Frühlingszwiebeln garniert schmeckt das Fleisch köstlich.

Das Grillgut wird mit den Stäbli gewendet und auch direkt damit gegessen, was sehr praktisch ist für diese mundgerechten Fleisch- und Gemüsestücke. (Wenn du schon lange lernen willst, wie man die Stäblis richtig hält und wie man sich damit verhält, findest du HIER ein Video) Japanisches Fleisch ist im Gegensatz zu unseren mageren Plätzli durchgehend marmoriert: Viel weiss zwischen dem rot. Das Fett ist aber so verteilt, dass es beim Braten schmilzt und das Fleisch wird dadurch unglaublich zart! Meeresfrüchte gibt’s auf Extraplatten zu bestellen. 

Zum Gebratenen wird Reis in drei Grössen bestellt: sho (scho)= klein, chu (tschüü) = mittel, dai = gross.

Getrunken wird dazu vorallem Bier. Oder Shochu, eine Art japanischer Vodka, der mit Wasser verdünnt oder mit Säften und Sodas gemischt wird.

Bist du VegetarierIn und denkst: «Hör mal auf mit diesen Fleischbeschreibungen!»? Ich esse seit 4 Jahren kein Fleisch mehr. Yakiniku war früher mein absolutes Lieblingsgericht und die Stimmung in den Lokalen finde ich nach wie vor einmalig. Darum bin ich auch heute noch gerne mit dabei beim Brutzeln. Ein Teil des Grills gehört einfach mir und da wird nur Gemüse gewendet. Die Japanischen Gemüseplatten sind spannend gefüllt: Zwiebel- und Kürbisscheiben, grüne Pfefferschoten, Maiskolben-Stücke, Shiitakepilze und Kabis. 

Das Beste am Yakiniku-Restaurant ist die Sauce, in der das Gebratene getunkt wird, bevor man es in den Mund schiebt. Die sind zum Glück vegetarisch! Fleischesser und Vegis haben nach diesem Restaurantbesuch darum die genau gleich starke Knoblauchfahne. Die Pfefferminzkaugummis die du nach dem Bezahlen beim Ausgang bekommst, sollen dem Abhilfe schaffen.

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