Herbstblätter schauen im Nisonintempel in Kyoto. 

Kojo  -die farbigen Herbstblätter bestaunen gehen, ist das Pendant zu den Kirschblüten im Frühling. Ich bin zum ersten Mal um diese Jahreszeit in Japan, darum habe ich mich sehr auf Kojo gefreut! Kyoto und seine weltberühmten Tempel & Schreine bietet die perfekte Bühne für die Blätterpracht.

Mit meiner Freundin Rika, die im easy Japanischkurs die direkte Verbindung zu Japan ist mit Facebook-live, Videos & Fotos aus ihrem Alltag ist, hab ich mich nach Saga Arashiyama aufgemacht. Sie hat eine Spaziergangsroute auf dieser supercoolen Webseite (alles in Japanisch, aber klick einfach fröhlich drauflos : )! ) ausgewählt, wo wir an unzähligen Tempeln und Schreinen vorbeikommen würden, wo der Kojo besonders schön zu sehen ist. Die Karte ist eine Augenweide für sich! Musch unbedingt luege!

Der zweiten Tempel, der Nisonin 二尊院 ist keine Berühmtheit. Es sind die vielen kleinen Details neben all den Gebräuchen, die in allen Tempeln herrschen, welche uns so gut gefallen haben.

Mehrmals pro Minute klingt ein satter schöner Glockenklang über das Gelände. «Ein unendlicher Job», hab ich mir gedacht, «Sicher ein Mönch, der mit viel Geduld seine Arbeit verrichtet.» Dann hab ich rückblickend verstanden, was der Angestellte beim Eingang zu Rika gesagt hat: «Wir haben eine Glocke und wer die läutet, bringt Glück und Freude in sein Leben!» Wie beim Beten beim Tempel werfe ich zuerst eine Münze ein, dann schwinge ich den am Seil hängenden Schlegel mit Anlauf gegen die riesige Glocke. Den Ton und seine Schwingung spüre ich in meinem ganzen Körper, während meinem kurzen Gebet.

Eine lange, steile, zerfurchte Treppe führt neben dem Glockenhäuschen zu einem uralten Friedhof, wo verschiedene Kaiser beerdigt sein sollen. Die Aussicht über ganz Kyoto ist auf jeden Fall majestätisch. Neue Gräber hat es auch. «Die Kosten ein Vermögen!», meint Rika. Sie hat bei der Suche für eine schöne Grabstätte für ihren Vater auch hier angefragt.

Im kleinen und sehr schlichten Tempelgarten stehen 6 Jizo-Statuen, welche uns je vor spezifischem Unglück, wie Krankheiten und Unfällen beschützen sollen. Die 6 Jizo sind berühmt und kommen auch in Märchen vor. Die Statuen im Nisonin sind ziemlich neu, sie haben noch kein Moos angesetzt. Im Hintergrund macht ein Shishi-odoshi, eine Bambuskonstruktion, welche sich immer wieder mit Wasser füllt, nach vorne kippt und leer wieder nach oben spickt, seinen regelmässigen «Knall». Ursprünglich diente es dem Vertreiben von Rehen und Wildschweinen (=Inoshishi). Heutzutage ist es auch in Privatgärten eine beliebte Dekoration.

Beim Eintreten in den Tempel haben Rika und ich unsere Goshuin-Bücher abgegeben. Nach dem Bezahlen (400Yen, ca. 3.50CHF) bekommen wir ein Abholnümmerli. Goshuin bedeutet roter Stempel. Neben dem unikaten Stempel des Tempels erhalten wir einen wunderschöne Kaligraphieeintrag. Im Video kannst du Rikas Buch im Schnelldurchlauf bewundern. Sie liebt es Tempel in ganz Japan zu besuchen und dazu dieses traditionelle Souvenir zu erhalten. Diese Bücher, die Goshuincho kann man in den Tempeln und Schreinen direkt kaufen. In Souvenirshops hat es Bücher und die passenden Seiden-Hüllen dazu. Was wichtig ist zu wissen: Japan ist eine Stempelkultur und in jedem Schloss, sogar an jedem Bahnhof hat es einen Stempel frei zur Verfügung. Dafür kauft man sich am besten ein anderes Heft, denn diese gehören nicht in ein schon fast heiliges Goshuincho.

 Die vielen Tempel auf der Route lassen wir sausen. Wir geniessen die knallbunten Spitzahornblätter – momiji – in vollen Zügen und gehen dann etwas feines Essen.

Nisonin, bleib ein Geheimtipp ohne ausländische Touristen, du bist wunderschön!

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