Washi Papier selber schöpfen - Miwako Hayashi macht's möglich!
Seit 1400 Jahren wird in Japan Papier hergestellt. In gab es über 70'000 Familienbetriebe, die Washi-Papier in den Wintermonaten hergestellt haben. Aktuell sind es noch 400 Firmen, welche Papier im alten Verfahren produzieren.
Miwako Hayashi hat im Uhrenbusiness gearbeitet und war auf der ganzen Welt unterwegs. Als ihr Vater sie gebeten hat, das Familienunternehmen in Osaka zu übernehmen, hat sie sich gut überlegt, ob der Papiergrosshandel sie glücklich machen würde. Darum hat sie mitten im Industriequartier Osakas, ihre Firma um ein grosszügiges Atelier erweitert, damit sie internationale Gäste bei sich begrüssen kann.
Nicht nur internationale Gäste sind willkommen in der Papierwerkstatt. In den Sommerferien bietet die Firma Kamitowa Kurse für japanische Kinder an, damit das alte Washi-Handwerk wieder populärer wird. Das traditionell hergestellte Papier ist so hochwertig, dass es jahrhundertelang erhalten bleibt und sogar an Glanz gewinnt je älter es wird.
Nach einer kleinen Teezeremonie zeigt uns ein Video, wie viele aufwändige Schritte die Herstellung des Papierfasermix aus der Kozo Baumrinde (japanischer Maulbeerbaum) beinhaltet. Sieden, schälen, abschaben, trocknen, dämpfen, klopfen, bleichen... Fast alles ist Handarbeit! Vor allem das Abschaben der dunklen Rindenschicht bei jedem einzelnen Rindenstrang hat mir Eindruck gemacht. Am Schluss wird zum Kozomix ein schleimiger Zusatz «Neri» beigefügt, der aus den Wurzeln der «Tororo-aoi»-Pflanze gewonnen wird. Dieser wirkt als Bindemittel für die Fasern.
Nach der Theorie gehen wir selber ans Werk. Mit Trockenübungen schwenken wir unsere Siebe durch die Luft, danach in den Becken mit dem Kozo-Neri-mix.
Zwei Durchgänge bringen zwei Schichten aufeinander, dann ist der Schöpfprozess schon abgeschlossen. Wer nicht zufrieden ist mit der Regelmässigkeit der Oberfläche, kann die Papierschichten einfach wieder ins Wasser hineinmischen & von vorne beginnen.
Eine wunderschöne Auswahl an getrockneten Blüten & Blätter haben PrimarschülerInnen im Sommer gepflückt & für uns gepresst vorbereitet. Damit dekorieren wir die 4 zukünftigen Postkarten so, dass wir für Kaligraphie und Grüsse genügend Platz haben. Ein ganz dünnes Deckblatt «packt die Blüten ein» und verbindet sich mit den noch feuchten Fasern der unteren Papierschichten.
In drei Durchgängen lassen wir den grössten Teil des Wassers von einer Maschine aus dem Papier heraussaugen. Der Rest der Feuchtigkeit verdampft während 15min auf einem heissen Blech, wo wir das Papier mit einer weichen Bürste auftragen. Während der Wartezeit bekommen wir von Miwako-san Schreibunterricht mit den Pinselstiften.
Das fertige Papier lösen wir mit einem Spachtel sorgfältig vom heissen Blech und freuen uns über das schöne Endresultat! Jetzt bleibt nur noch das Aufteilen des Blattes in vier Teile. Die zwei Faltkanten sind durch das Holzkreuz auf dem Papiersieb vorbereitet. Das Papier lässt sich ganz einfach vierteln. Die satt glattgestrichenen Faltkanten streichen wir mit Wasser ein & reissen danach langsam und vorsichtig die Fasern auseinander.
Die ausgefransten Ränder sind typisch für’s Washi-Papier. Nun schreiben wir bei Tee und Snacks unsere edlen Postkarten und fahren danach mit Miwako-san zur lokalen Poststelle. Die Angestellten kennen sie schon und finden es spannend, in was für Länder wir unsere Kunstwerke verschicken. Das obligate Gruppenfoto zum Abschluss, das in Japan einfach dazugehört, wird von einer vergnügten Postmitarbeiterin gemacht.
Buchen kannst du diesen spannenden, gemütlichen Morgen in der traditionellen Papierwelt Japans hier: http://www.kurauchi.co.jp/kamitowa/tours/ oder auf Airbnb: Bitte richte Miwako-san liebe Grüsse aus von mir!